11. Mai 2019
Schluss mit Rauschen:
7 Tipps für sauberen Sound
Videos mit perfektem Ton sind einfach gemacht: mit dem optimalen Eingangssignal – und das gibt’s nur mit guter Hardware, der richtigen Raumakustik und einer guten Aussteuerung. Software-Hilfen zur Rauschentfernung sind damit gar nicht nötig.
Tipp 1: Das optimale Mikrofon
So unterschiedlich die Anlässe für Videos sind, so unterschiedlich fällt die Wahl des Mikros aus. Klar: Für Song-Aufnahmen braucht es andere Hardware als für Instrumentalmusik oder Sprachvertonung. Vereinfacht kann die Entscheidung für das richtige Mikrofon auf die Frage reduziert werden: Kondensatormikrofon oder Dynamisches Mikrofon? Der Unterschied liegt in der Art, wie die Schallwellen in elektrische Impulse verwandelt werden.
Kondensatormikrofonen schreibt man in der Regel einen besseren Klang zu. Der Ausgangspegel ist höher, sie müssen weniger verstärkt werden – damit sinkt die Rauschgefahr. Allerdings brauchen sie dafür eine externe Energiequelle: Strom liefern entweder Batterien, der Verstärker oder das Mischpult.
Dynamische Mikrofone hingegen brauchen nicht zusätzlich Saft. Sie sind robust, vergleichsweise unempfindlich gegen Feuchtigkeit oder Schläge, halten hohem Schalldruck problemlos Stand und eignen sich sehr gut für den Außeneinsatz.
Neben der Technik, wie Mikrofone den Schall umwandeln, unterscheiden sie sich auch darin, wie viel Schall sie aus welcher Richtung aufnehmen. Das nennt man auch Richtcharakteristik. Die zwei wichtigsten Varianten sind Kugel und Niere.
Mikrofone mit Kugel-Charakteristik nehmen Schall weitgehend aus allen Richtungen auf – Ausnahme: die Höhen. Dort sind Kugel-Mikros eher nach vorn gerichtet.
Ein Kugelmikrofon wählt man vor allem dann, wenn Umgebungsgeräusche für die Atmosphäre eine wichtige Rolle spielen. Sie sind außerdem weniger empfindlich für Hand- oder Windgeräusche. Plus: Das Klangbild bleibt auch dann weitgehend gleich, wenn sich der Abstand zum Mikrofon ändert.
Nierenmikrofone sind klar nach vorn betont und nehmen Schall von den Seiten oder von hinten weniger auf. Je näher man am Mikro ist, desto voller und angenehmer wird die Stimme. Nierenmikros sind gut in einer lauten Umgebung.
Für Ansteckmikros gilt: Kugel-Mikros sind zwar geeignet, Nieren-Mikros aber weniger anfällig für Rückkopplung oder Nachhall.
Bei Headsets empfehlen sich eher Kugelmikros: Sie sind sehr gutmütig, liefern natürlichen Klang und Atemgeräusche sind unkritisch. Nierenmikros sind anfällig für Windgeräusche – deswegen immer in Mundwinkelnähe platzieren, nie vor dem Mund!
Tipp 2: Verstärker, Kabel, Stecker & Co.
Die elektrischen Signale eines Mikrofons sind in der Regel immer zu schwach. Um es zu verstärken, gibt es drei Möglichkeiten: Das Mikro oder das Aufnahmegerät selbst hat einen Verstärker. Man schließt das Mikro ans Mischpult oder an einen Verstärker an und das wiederum an das Aufnahmegerät. Ist der PC das Aufnahmegerät, gibt es Soundkarten mit Mikro-Eingang oder externe Soundkarten für den USB-Anschluss. Achtung: Manche Macbooks haben einen Line-In-Eingang, der das Signal nicht verstärkt!
Wie auch immer das Setting im Einzelfall aussieht: Auf keinen Fall sollte am Kabel gespart werden. Im Profibereich trifft man oft auf den XLR-Anschluss, den es auch in einer “Mini”-Variante gibt. Er verspricht die besten Ergebnisse. Daneben gibt es noch Klinke und Mini-Klinke, wie etwa bei Kopfhörern. Achtung: Der Stecker mit drei Ringen (TRRS) ist fürs Smartphone, derjenige mit nur zwei Ringen (TRS) für DSLR/Videocam. Natürlich gibt es auch Adapter.
Tipp 3: Der richtige Abstand zum Mikrofon
Wie nah man am Mikro ist, beeinflusst die Toncharakteristik – deswegen vor jeder Aufnahme unbedingt testen. Einmal entschieden, sollte der Abstand bei allen Aufnahmen für einen Cast gleich bleiben. Tipp: Mit den Händen abmessen – gespreizte Finger, Handbreiten. Richtwert: Nicht weniger als 5 und nicht mehr als 20 Zentimeter Entfernung.
Tipp 4: Die richtige Aussteuerung
So laut wie möglich, so leise wie nötig – eine Faustregel für das Eingangssignal. Was sich einfach anhört, verlangt viel Fingerspitzengefühl bei der Aussteuerung. So leise wie nötig heißt, dass der Ton auch bei lauten Stellen nicht übersteuert. Es braucht also einen Toleranzbereich nach oben hin. Lautstärkevariationen zwischen -6 und 0 db sind optimal – je nach Hardwareausstattung. Alles über 0 db klingt eher verzerrt und übersteuert. Manche USB-Mikrofone erlauben, die Signalstärke am Mikro selbst regulieren. Auch hier darauf achten, das Signal so stark wie möglich einzustellen, ohne dass es übersteuert. Dazu heißt es: Testen, testen, testen.
Tipp 5: Top-Zubehör für Top-Tonqualität
Poppschutz: Popplaute entstehen durch Explosivlaute wie „p“, „b“, „k“, „t“, „g“. Ein Poppschutz fängt sie ab. Letztlich handelt es sich dabei um einen vor dem Mikro aufgespannten Stoff, der den Luftdruck der Explosivlaute abfängt. Kosten: etwa 15 Euro.
Mikrofonspinnen oder „Shockmounts“ sind Mikro-Aufhängungen, die Vibrationen und dadurch entstehende Störgeräusche abfangen. Mikrospinnen sind toll gegen Schrittschall, Vibrationen durch Laptop-Lüfter oder Tippen auf der Tastatur. Kosten: 20 bis 50 Euro.
Windschutz: Unverzichtbar für Outdoor-Drehs, denn nichts ist unprofessioneller als Rauschen durch Wind. Achtung: Selbst ein sehr leichter Wind kann extrem stören. Das Mikro zeichnet im Grunde Luftdruckunterschiede auf und reagiert auf Luftbewegungen sehr intensiv. Also: Außenaufnahmen nie ohne Windschutz. Schaumstoffhüllen sind das mindeste, ein umhüllender Korb, bespannt mit Gazestoff, noch besser. Bei starkem Wind hilft nur der Fell-Schutz („Deadcat“). Die langen „Haare“ verhindern Störgeräusche. Kosten: je nach Art ab 35 Euro – die Grenzen nach oben sind allerdings offen.
Tonangel: Für szenische Aufnahmen, etwa im Rahmen eines Kurzfilms mit mehreren Darstellern, ist eine Tonangel unverzichtbar. Dabei handelt es sich um eine lange Stange, an der das Mikro befestigt wird. Sie lässt sich teleskopartig ausziehen. Hochwertige Modelle zeichnet ein leichtes Gewicht bei gleichzeitig stabiler Konstruktion aus. Eine weiche Ummantelung am Handgriff und eine innere Kabelführung sind nicht nur gut für den Komfort, sie vermeiden auch Knarzen und Wackler. Kosten: ab 50 Euro.
Kopfhörer: Was zunächst überflüssig erscheint, solange man in den eigenen vier Wänden aufzeichnet, ist unbedingt vonnöten, sobald in einer Umgebung mit mehreren Menschen oder Umgebungs- und Störgeräuschen gedreht wird. Mit ihnen lassen sich viele Fehler und Probleme vermeiden. Bei der Wahl der richtigen Kopfhörer unbedingt darauf achten, dass die Hörer ohrumschließend sind („Over-Ear“). Nur sie blenden Umgebungsgeräusche ausreichend aus, um eventuelle Störfaktoren vollständig zu erkennen und dann beseitigen zu können. In anderen Fällen kann außerdem Ton nach außen treten, der dann vom Mikro erfasst wird – genau das Gegenteil von dem, was erreicht werden soll. Kosten: ab 70 Euro.
Tipp 6: Der richtige Raum
Für Innenaufnahmen mit Top-Tonqualität sind kleine Räume besser als große. Willkommen ist alles, was Hall reduziert: Teppichböden sind besser als Parkett oder Fliesen. Wenige Fenster mit schweren Vorhängen, am besten Richtung Innenhof, sind besser als viele Fenster zu einer viel befahrenen Straße. Eignen sich mehrere Räume, bieten sich Testaufnahmen mit kleinen Sprecheinlagen an. Muss in Sachen Schall gedämmt werden, helfen Absorber: Zuhause können geschickt platzierte Matratzen oder geöffnete Kleiderschränke Wunder wirken. Oder, professioneller, Akustikschaum – etwa „Basotect“. Vorsicht vor Mineralwolle: wegen ihrer hohen Mikrofaseranteile steht sie im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein. Geht es um Videos von Veranstaltungen oder um Outdoor-Filme, kommt es auf die richtige Hardware an.
Tipp 7: Ruhe bitte!
Sofern irgend möglich, sollten alle künstlichen Störquellen eliminiert werden. Erste goldene Regel: Mobilgeräte beim Filmen nicht am Mann haben. Fernseher, Telefone, Aquarien, Neonröhren oder andere Geräuschquellen wie Vogelkäfige und Brunnen stets mit Abstand begegnen. Bei Vodcasts oder Podcasts auf einen ausreichenden Abstand zwischen Mikrofon und Notebook oder PC achten (Lüftergeräusche!) und den Laptop am besten auf Dämmmaterial stellen (Vibrationen!).
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