Artist Interview: Jack Steadman


Nachdem Bombay Bicycle Club vor 10 Jahren einen Live-Auftritt beim V-Festival gewonnen hatte, auf dem sich schon Größen wie die Red Hot Chili Peppers, Coldplay, Robbie Williams oder Lady Gaga die Ehre gegeben haben, ging die Karriere der vier Nord-Londoner steil bergauf. 2009 erschien ihr Debütalbum, die folgenden drei Alben konnten sie alle in der britischen Top 10 platzieren. Das letzte Werk schaffte es sogar, Platz 1 zu erklimmen.

Euer letztes Album „So Long, See You Tomorrow“ (erschienen 2014) wurde in deinem eigenen Studio aufgenommen und produziert. Gab es dabei irgendwelche Besonderheiten?

Als wir das Album aufgenommen hatten, hatte ich zum ersten Mal meinen eigenen Raum, ich habe zum ersten Mal mit einem physischen Mischpult statt einem digitalen gearbeitet. Mein neues Studio ist viel kleiner, aber auch voll gestopft. Die Hälfte des Raums ist mit Platten gefüllt, was ich sehr gemütlich finde.

Welche Vorteile siehst du beim Homestudio gegenüber einem gemieteten Studio?

In einem Homestudio hast du einen besseren Workflow und kannst ihn sogar noch optimieren, da das Studio maßgeschneidert für dich ist. Und je besser der Workflow, desto kreativer bin ich. Jedoch muss man sein eigenes Studio immer wieder neu dekorieren, damit es nicht monoton und uninspirierend wirkt.

Aus welchem Grund hast du dich für Samplitude entschieden?

Seit ich 15 Jahre alt war, habe ich mit dem Magix Music Maker gearbeitet, aber dadurch, dass ich immer mehr dazu gelernt habe, wollte ich auf eine komplexere Software umsteigen, was unglaublich spannend ist.

Für welche Prozesse der Albumproduktion hast du Samplitude verwendet und welche Funktionen empfindest du als besonders hilfreich?

Ich habe Samplitude für den gesamten Produktionsprozess verwendet, auch für das Mixing und sogar größtenteils für das Songwriting. Ich nutze andere Software nur dann, wenn ich sehr loop-basiert arbeite. An Samplitude liebe ich das objektbasierte Arbeiten und die automatischen Fades, die beim Schneiden gesetzt werden, was mir sehr entgegen kommt, da ich sehr viel schneide während des Entstehungsprozesses. Ich liebe es, die einzelnen Slices unterschiedlich zu editieren, um noch kreativer zu arbeiten.

Viele Samplitude-User sehen dich sicher als Vorbild. Was waren bislang deine größten Herausforderungen? Und hast du Tipps für unsere User?

Die größte Herausforderung ist es, ständig neue Inspiration zu finden. Deswegen – und das ist gleichzeitig mein Rat an ambitionierte Produzenten – stöber ich gerne in Plattensammlungen und suche nach kostenlosen VSTs, die einzigartig klingen. Sobald ich dabei was passendes gefunden habe, schreibe ich direkt einen neuen Song.

Wo in London befindet sich dein Lieblings-Plattenladen?

Cosmos Records auf der Hackney Road. Ein sehr freundlicher Laden mit vielfältigem Musikangebot von Jazz über Funk bis hin zu japanischer Musik. Dort habe ich viele Samples gefunden.

Was war der aufregendste Ort, an dem du eure Musik entdeckt hast?

Unser Album auf einem British Always Entertainment System zu entdecken, hatte mich ziemlich umgehauen. Könnte aber auch an der Flughöhe gelegen haben (lacht) …

Welche Musiker sind deine größte Inspiration?

Für mich waren die Künstler Joni Mitchell, John Coltrane und Jon Hopkins immer schon eine große Inspiration.

Auf eurem letzten Album waren Samples der indischen Sängerin Lata Mangeshkar zu finden. Wie bist du auf sie aufmerksam geworden?

Als ich mal in Mumbai ein Studio gemietet habe, war ich dort auf einem Flohmarkt und fand dort viele alte Hindi-Filme. Die Soundtracks dieser Filme haben unglaubliche Texturen, ganz zu schweigen von den faszinierenden Melodien.

Wenn man eure Alben miteinander vergleicht, fallen einem einige Unterschiede auf, ihr scheint sehr experimentierfreudig zu sein. Würdet ihr euch eher als analoge oder digitale Musiker ansehen?

Schwierige Frage, aber am Ende des Tages sind wir von beidem etwas.

Mark Rankin, der dich beim Mixing des Albums unterstützt hat, arbeitete schon sowohl mit Queens of the Stone Age als auch mit AlunaGeorge zusammen. Klingt „So Long, See You Tomorrow“ deiner Meinung nach nun mehr nach QotSA oder Aluna?

Es klingt vermutlich mehr nach AlunaGeorge, aber wir haben unsere Wurzeln in der Musik von Queens of the Stone Age. Deswegen war Mark der optimale Engineer für uns. Er kann sowohl für großartige Gitarrensounds sorgen als auch eine perfekte 808 Kick dazumischen.

Denkst du, ihr habt mit diesem Album einen Sound gefunden, den ihr nun über mehrere Alben beibehalten wollt?

Ich glaube nicht, dass wir jemals einen Sound finden werden, den wir nicht mehr verändern wollen.

In einem früheren Interview war zu lesen, dass ihr euch einen anderen Namen gegeben hättet, wenn schon am Anfang klar gewesen wäre, dass eure Band eine solche Beständigkeit hat. Wie würde dieser andere Name lauten?

The Jukes Quartet.

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